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Die Herausforderung, die dabei oft entsteht, ist es die individuellen Fähigkeiten, Erfahrungen und das Wissen der einzelnen Personen optimal zu nutzen.
Es gibt extrovertierte Menschen, die sofort ihre Ideen vortragen und diese auch gern durchsetzen, aber es sind häufig gerade die Ideen der introvertierten Menschen, die ein Projekt innovativ oder erfolgreich machen.
Wenn Menschen sich nicht mit einbezogen fühlen, ziehen sie sich oft aus dem Projekt zurück und geben ihre wertvollen Fähigkeiten oder Geistesblitze nicht hundertprozentig preis. Im klassischen Projektmanagementansatz, wie er auch häufig an Universitäten oder Hochschulen gelehrt wird, wurde dieser Aspekt fortwährend nicht in Betrachtung gezogen. Wie kann man diesem Phänomen entgegen wirken? Der Einsatz der Liberating Structures hat sich als ein adäquates Hilfsmittel erwiesen, welches auch schon von vielen Führungskräften angewendet wird.
Was sind Liberating Structures?
Momentan bilden 33 Mikrostrukturen das Spektrum der Liberating Structures ab. Ins Leben gerufen wurden sie von Henrie Lipmanowicz und Keith McCandless. Die Grundidee dabei war es, das Potenzial der Menschen an eine sich verändernde Umgebungsstruktur, in der Arbeitswelt, anzupassen und nicht nur den “Machern” sondern auch den “Dichtern und Denkern” eine Plattform ihrer Persönlichkeit anzubieten.
Warum loht sich der Einsatz von Liberating Structures?
Projekte scheitern oder verbrauchen viel mehr Zeit und Budget als vorher eingeplant. Nicht selten liegt das daran, dass die Teammitglieder sich nicht kreativ entfalten können. In der Realität ist häufig alles zu sehr oder zu wenig strukturiert. Bei einem Meeting hält eine Person einen Monolog und unterstützt ihn dabei mit einer PowerPoint-Präsentation. Am Ende stellt das Plenum Fragen. Ein wirklicher Austausch entsteht so nicht. Liberating Structures sind leicht zu erlernende Methoden für Jedermann. Anwendbar sind sie für Gruppen in jeder Größe. Die Structures können jeglichen Situationen angepasst werden, weil sie nur einen kleinen Rahmen stecken und sonst sehr viel Freiraum lassen. Sie helfen den Teammitgliedern sich besser kennenzulernen, binden jeden mit ein und geben jeden die Chance sich kreativ zu entfalten und seine Stärken zu zeigen. Erwartete Ergebnisse der Arbeit lassen damit des Öfteren übertreffen. Die höhere Beteiligung der Teammitglieder fördert Innovationen und steigert die Produktivität.
Vorstellung der Liberating Structure “Impromptu Networking”
“Impromptu Networking” ist eine Structure, die man beim ersten Zusammentreffen einer Arbeitsgruppe anwenden kann. Sie hilft dabei, dass sich die Teammitglieder besser kennenlernen und fokussiert die Gruppe auf eine bestimmte Fragestellung. Alle Personen werden eingebunden, gleichzeitig kommen häufig ungeahnte Fähigkeiten zum Vorschein. Die während der Durchführung entstehenden Verbindungen, lassen kollektive Lösungsansätze für gemeinsame Problemstellungen in der Arbeitswelt entstehen.
Die Structure dauert 20 Minuten und ist für Gruppen jeglicher Größe anwendbar. Benötigt wird lediglich ein großer freier Raum, in dem sich die Teilnehmer bewegen und sich in Zweiergruppen zusammenfinden können.
Wie läuft das Ganze ab?
Am Anfang wird eine Einladung gestaltet. Dies ist beispielsweise eine Fragestellung: “Mit welcher Erwartungshaltung gehst du in dieses Projekt und wie willst Du zum Erreichen des Projektziels betragen?". Die Fragestellung sollte offen sein, aber nicht zu viel Spielraum lassen.
Anschließend suchen sich die Teilnehmenden einen beliebigen Partner und reden mit ihm oder ihr über die vorher festgelegte Fragestellung. Dabei hat jeder der beiden zwei Minuten Redezeit. Also ein Zweierteam unterhält sich dementsprechend vier Minuten. Nach Ablauf dieser Zeit finden sich neue Paare zusammen, um eine Wiederholung des Ganzen mit einem anderen Partner durchzuführen. Der Wechsel wird, durch den Moderator, häufig mittels eines akustischen Hinweises eingeleitet. Hierfür bietet sich z. B. ein Gong oder eine Klingel an. Insgesamt gibt es drei Runden.
Welchen Vorteil bringt die Anwendung dieser Structure?
Durch die Einbindung jedes Teilnehmenden, entstehen neue Verbindungen. Selbst die introvertierten Teammitglieder kommen hier zum Zug und können innerhalb der Gruppe auftauen. Das mehrfache Wiederholen und Überdenken der eigenen Antworten, gibt die Möglichkeit diese zu optimieren. Zudem ist es gut, wenn Personen von anderen Personen in ihrer Meinung bekräftigt werden oder es auch mal gute Gegenargumente gibt.
Wir haben “Impromptu Networking” schon oft in eigenen Workshops angewendet, weil es diese Structure ermöglicht, sich einem bestimmten Themengebiet anfangs schnell zu nähren.
Um anschließend tiefer in eine Fragestellung einzutauchen, bieten sich andere Liberating Structures, wie z. B. 1 – 2 – 4 – All an.